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Kopieren als Kulturtechnik

Ubuntu Netinstall mit 6 Disketten

4. März 2007 von Christian Imhorst

Bei ubuntuforums.org habe ich den Eintrag „6.10: Netinstall floppies“ entdeckt, der gleich mein Herz für Low-Tech höher schlagen ließ. Der User Curufir hat die CD-Rom mini.iso für eine Minimalinstallation von Edgy auf sechs Disketten aufgeteilt. Dieses etwa 8 MB große Image beinhaltet Kernel, Netzwerktreiber und ein Grundgerüst für die Installation für x86-Prozessoren. Die Aufteilung auf Disketten ist nützlich für alle, die Ubuntu auf einen Computer ohne CD-Laufwerk installieren wollen, der auch nicht über PXE einen netzwerkbasierten Bootvorgang ermöglich kann. Von Debian war mir die Methode von Floppy-Disketten zu booten schon bekannt, bei Ubuntu ist sie mir neu.

Curufir hat die Disketten-Images in 12 Dateien aufgeteilt, die alle die Dateiendung .zip haben. Dabei handelt es sich aber nicht um komprimierte Zip-Dateien, sondern um das jeweils halbe Diskettenimage. Der Grund ist, dass das Ubuntuforum nur den Upload von Dateien mit maximal 920 kB erlaubt. Da eine Diskette bekanntlich 1.44 MB groß ist, musste er die Images splitten. Die beiden gesplitteten Dateien hat er dann die Dateiendung .zip verpasst, weil die Forumssoftware das Hochladen nicht erlaubt hätte. Nachdem man alle 12 Dateien heruntergeladen hat, muss man die Images wieder zusammensetzen. In der Windowsbefehlszeile benutzt man dazu den Befehl copy:

copy /b boot.1.zip+boot.2.zip boot.img
copy /b disk1.1.zip+disk1.2.zip disk1.img
...

Bei einem Unix-Betriebssystem macht man das mit dem Befehl cat:

cat boot.1.zip boot.2.zip > boot.img
cat disk1.1.zip disk1.2.zip > disk1.img
...

Am besten legt man sich einen Ordner in seinem Home-Verzeichnis an, zum Beispiel mit dem Namen „Netinstall“ und lädt die Dateien gleich dorthin herunter. Im Terminal tippt man dann „cd ~/Netinstall“, um in das Verzeichnis zu wechseln.

Da ich mir die Arbeit mit den Images bereits gemacht habe, kann man sich hier eine ZIP-Datei mit den fertigen Diskettenimages herunterladen, die man dann nur noch entpacken muss. Hier die MD5-Summen zum prüfen, ob die Images in Ordnung sind:

aa644704d5251b304f1a23083c9eb291  boot.img
8afd1b03c2ae2541749396ea7a77c56d  disk1.img
a2fb9e2eb5cdbc27589764e25c8d1a13  disk2.img
98f639fee8f68739119f0967c12adef0  disk3.img
4c055f660d8cac486dd04552e5d24806  disk4.img
e6a49dd7c2da752e97e77e6b42818650  disk5.img

Die MD5-Summen einfach mit der in der beigefügten Datei „check.md5“ abgleichen, oder die obigen per copy and paste einfügen und überprüfen:

md5sum -c check.md5

Die Images können jetzt auf richtige Disketten geschrieben werden. Disketten, wir erinnern uns, sind ein sehr fehleranfälliges Medium. Es kann also sein, dass beim Beschreiben der Floppy und auch während der Installation Probleme auftauchen können, weil ein Sektor der Disk beschädigt ist, oder ähnliches. Gleich nachdem man die Disketten erstellt hat, sollte man sie beschriften, da man bei sechs Disketten schnell den Überblick verlieren kann. Unter Windows werden die Disketten mit dem Programm RawWrite erstellt, in Unix mit Bordmitteln:

dd if=~/Netinstall/boot.img of=/dev/fd0
dd if=~/Netinstall/disk1.img of=/dev/fd0
...

Nun hat man sechs Disketten für die Installation. Die Bootreihenfolge im BIOS des Computers muss so eingestellt werden, dass zuerst vom Diskettenlaufwerk gebootet wird. Danach legt man die Diskette mit dem Namen „boot.img“ ein und startet den Computer neu. Nach einer kleinen Weile wird man gebeten, die erste Diskette einzulegen, dann die zweite und so fort. Nach der letzten Diskette erfolgt die textbasierte Installation von Ubuntu. Viel später wird man dann gefragt, ob man Ubuntu, Kubuntu, Xubuntu oder einen Server installieren will. Für welche Installation man sich entscheidet, hängt nun sehr stark vom Computer ab, auf den man Ubuntu installieren möchte. Die Installation kann eine Weile dauern, da die Miniinstallation sich alle Pakete aus dem Internet herunterladen muss. Es kann auch passieren, dass die Installation hier abbricht, weil die Netzwerkkarte des Rechners nicht von der Miniinstallation erkannt wird. Dann muss man sich entweder nach einer neuen Netzwerkkarte oder einer weiteren Installationsmöglichkeit umschauen.

Das ganze mit Qemu

Jetzt bin ich natürlich von der Idee so angetan, dass ich sie gleich ausprobieren möchte. Einen entsprechenden Computer hätte ich da, nur leider keine Disketten. Also wird das ganze zu einer Trockenübung mit Qemu. Ein etwa 2 GB großes Image für die Festplatte hatte ich schon einmal vorbereitet und wird nun als „Ubuntu.img“ in den Ordner „Netinstall“ kopiert, in dem auch die Diskettenimages liegen. Mit folgendem Befehl starte ich die Installation:

qemu -m 128 -localtime -fda boot.img -hda Ubuntu.img -boot a

Der Installer fordert mich nun auf, die Diskette zu wechseln und Disk 1 einzulegen und eine beliebige Taste zu drücken. Erstmal drücke ich eine beliebige Taste und erhalte die Fehlermeldung „Error 15: File not found“. Ist ja auch logisch, weil ich Qemu noch nicht mitgeteilt habe, dass er die Diskette wechseln soll. Diese Fehlermeldung erscheint auch, wenn die Disketten in der falschen Reihenfolge eingelesen werden, oder wenn ein Image, bzw. eine Diskette defekt ist. Ich starte Qemu nochmal neu und bei der Aufforderung, Disk 1 einzulegen, wechsel ich mit der Tastenkombination Strg+Alt+2 (bzw. Ctrl+Alt+2) in den Qemu-Monitor, um die Diskette zu wechseln [1]:

(qemu) change fda disk1.img 

Mit Strg+Alt+1 wechsel ich wieder zurück zum VGA-Display von Qemu und sehe, dass mich das Installationsprogramm nun auffordert, Disk 2 einzulegen. Also mit Strg+Alt+2 zurück zum Qemu-Monitor,

(qemu) change fda disk2.img 

eingeben und mit Strg+Alt+1 zurück, wo ich aufgefordert werde, Disk 3 einzulegen und so weiter bis Disk 5. Danach startet die textbasierte Installation von Ubuntu in der virtuellen Maschine.

[1] Vielen Dank ans Qemu-Forum für den Tipp.

Geschrieben in Gnu/Linux