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Kopieren als Kulturtechnik

Neuer Glanz für alte Kisten: Fluxbuntu

21. Juni 2007 von Christian Imhorst


Dieser Artikel ist erstmals erschienen im
freiesMagazin 03/2007 März. Ausgabe 03/2007 als PDF herunterladen. Artikel als PDF herunterladen.

Wenn ich auf meinem alten grauen Toshiba- Laptop GNU/Linux installiere, dann ist das für mich eine sportliche Herausforderung. Mittlerweile gibt es ein paar Linux-Distributionen, die einen dabei recht gut unterstützen, wie DeLi [1] oder Damn Small Linux [2]. Allerdings sollte man Distributionen für ältere Rechner nicht nur aus einem sportlichen Ehrgeiz heraus betrachten, sondern auch aus einem erweiterten politischen Blickwinkel: Sie eignen sich prima dafür, ausgemusterte Computer, die noch gut funktionieren, mit einem modernen Betriebssystem auszustatten, die dann an Entwicklungsländer gespendet werden könnten. Doch um den politischen Blick geht es in diesem Artikel nicht, sondern um die sportliche Herausforderung, ein Ubuntu auf eine dieser alten Kisten zu installieren.

Aus der Ubuntu-Familie wird Xubuntu für leistungsschwächere PCs empfohlen, allerdings läuft XFCE, der Desktop von Xubuntu, auf den Pentiums I und II recht langsam. Für Rechner mit einer Leistung unterhalb des Pentiums und mit weniger als 96 MB Arbeitsspeicher empfehlen sich eher DeLi oder Damn Small Linux, da sie noch auf den 2.4er Kernel beruhen, der besser mit älterer Hardware zurechtkommt. Der 2.6er Kernel läuft auf den meisten Rechnern ab Pentium I oder II schon recht flüssig. Da Xubuntu hier, wie gesagt, recht behäbig ist, sollte man schlankere Windowmanager wie IceWM oder Fluxbox einsetzen. Lange Zeit gab es keine Ubuntu-Version, die einen dieser Windowmanager standardmäßig installiert hat. Nach einer Server-Installation mussten das X-Window-System und ein Fenstermanager jenseits der üblichen drei Verdächtigen manuell aufgesetzt werden. Diese Arbeit nimmt einem mittlerweile die (noch) inoffizielle Ubuntu-Version Fluxbuntu [3] ab. Zur Zeit liegt Fluxbuntu als Nbuild1Rev2 vor, also als Schnappschuss, der nicht für den produktiven Einsatz gedacht ist. Dafür funktioniert es allerdings schon recht gut, da Fluxbuntu auf Dapper Drake basiert und als Windowmanager Fluxbox zum Einsatz kommt.

Fluxbuntu gibt es zur Zeit nur als Live-CD und nicht als Alternate-CD für die textbasierte Installation. Das Booten der Live-CD kann sich auf älteren Systemen ziemlich lange hinziehen, so dass man am liebsten zur alten Methode zurückkehren und zuerst einen Server und anschließend das X-Window-System mit einem Fenstermanager installieren möchte. Das scheint schneller zu gehen. Irgendwann ist es endlich soweit, der Displaymanager XDM erscheint, und man kann sich mit dem Benutzernamen fluxbuntu und dem Passwort livecd einloggen. Um Fluxbuntu möglichst schnell auf die Platte zu bekommen, klickt man auf das Icon Eterm und tippt anschließend:

sudo ubiquity gtkui 

Der graphische Installer Ubiquity ist ziemlich selbsterklärend, so dass man sich einfach durchklicken kann. Am Ende des Neustarts erwartet einen wieder XDM.

Wer genug Rechenpower hat und wem XDM zu schlicht ist, der kann nach dem Login statt XDM den Displaymanager von Gnome mit sudo apt-get install gdm im Terminal installieren (kdm ist hier natürlich auch möglich). Wer, so wie ich, mit seinen Ressourcen zu kämpfen hat, wirft XDM am besten gleich über Bord: sudo apt-get remove xdm. Einloggen kann man sich schließlich auch auf der Konsole. Damit danach gleich Fluxbox startet, trägt man den Befehl startx in die Datei .bash_profile im Home-Verzeichnis ein.

echo "startx" >> ~/.bash_profile 

Das geht natürlich auch ohne Shell-Befehl. Einfach die Datei mit einem Editor öffnen und als letzte Zeile startx eintragen.

Ältere Rechner haben häufig wenig Graphikspeicher, weswegen man sich fragen sollte, ob eine Farbtiefe von 24 Bit wirklich notwendig ist oder ob nicht vielleicht 16 Bit ausreichen. Die Farbtiefe kann man in der Datei /etc/X11/xorg.conf ändern. In der Section „Screen“ findet man den Eintrag „DefaultDepth 24“, den man dann auf den Wert 16 ändern kann. Nach einem Neustart des X-Servers mit Hilfe der Tastenkombination „Strg- Alt-Backspace“ (Man sollte vorher alle Daten sichern und alle Programme schließen!) steht einem die neue Farbtiefe zur Verfügung. Wenn man XDM von seinem System bereits entfernt hat, landet man automatisch in der Konsole. Mit dem Befehl startx kann Fluxbox jederzeit aus der Konsole heraus wieder gestartet werden.

Auf älteren Rechnern ist der Dämon powernowd verzichtbar, wenn er überhaupt installiert ist. PowerNow ist eine Stromspartechnik für Prozessoren, indem die Taktrate des Prozessors an die aktuelle Anforderung der Rechenleistung angepasst wird. Da z. B. der Akku bei älteren Laptops meist nur noch eine geringe Leistung hat, kann man durch ein sudo apt-get remove powernowd auf das Stromsparen verzichten und so die Leistung des Laptops steigern.

Als Browser setzt man am besten Swiftfox [4] ein, da er ein optimierter Firefox für verschiedene X86-Prozessoren ist. Vor der Installation sollte man prüfen, welchen Prozessor der eigene Rechner hat:

cat /proc/cpuinfo | grep "model name" 

Auf meinem alten Laptop erhalte ich „model name : Mobile Pentium II“. Daher lade ich mir den entsprechenden Installer von der Getswift.com-Seite herunter und starte ihn im Terminal mit sh install-swiftfox.sh.

Nach dem ersten Start von Fluxbuntu fällt auf, dass das Icon für das Home-Verzeichnis nicht funktioniert, weil es auf /home/fluxbuntu verweist. Das kann man ändern: Mit einem Rechtsklick auf das Icon wird ein Menü aufgerufen. Hier wählt man Edit item aus und ändert fluxbuntu in den eigenen Benutzernamen um. Dann sollte Swiftfox anstelle von Firefox als Startbutton eingerichtet werden. Dazu wird zuerst das Firefox-Icon gelöscht. Durch einen Rechtsklick auf das Symbol bekommt man wieder das Menü, welches einem unter anderem auch Remove item(s) anbietet. Swiftfox findet man, indem man sich mit dem Dateimanager ROX-Filer durch die verschiedenen Ordner hangelt. Der ROX-Filer wird durch einen Doppelklick auf das Ordnersymbol auf dem Desktop geöffnet. Schneller als sich durch Ordnerhierarchien zu klicken, ist natürlich zu tippen. Dazu öffnet man Eterm und tippt rox-filer /usr/bin. Die Datei swiftfox kann dann auf den Desktop gezogen werden. Ohne passendes Icon sieht das allerdings unschön aus. Ein Auswahl an Icons findet man im Ordner /usr/share/pixmaps. Mit einem Rechtsklick auf das Swiftfox-Symbol auf dem Desktop bekommt man wieder das Menü und klickt auf File ’swiftfox‘ und Set Icon. Aus dem Dateimanager kann dann die Datei mozilla-firefox.xpm in das Set Icon-Fenster gezogen werden.

Wenn einem das Hintergrundbild von Fluxbuntu nicht gefällt, kann es durch ein eigenes oder vorgegebenes Bild ersetzt werden. Vorbereitete Wallpapers findet man im Ordner /usr/share/backgrounds. Den Hintergrund ändert man, indem erneut mit einem Rechtsklick auf ein Desktop-Icon das Menü aufgerufen wird. Hier wählt man den Punkt Backdrop. . . aus und zieht eine Bilddatei für den Hintergrund in das Backdrop-Fenster.

Links:
[1] http://delili.lens.hl-users.com
[2] http://www.damnsmalllinux.org
[3] http://fluxbuntu.org
[4] http://getswiftfox.com/installer.htm

Geschrieben in freiesMagazin