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Das Acer Aspire 2920 und Linux

7. Oktober 2008 von Christian Imhorst


Dieser Artikel ist erstmals erschienen im
freiesMagazin 10/2008 Oktober. Ausgabe 10/2008 als PDF herunterladen.

Die am häufigsten gestellte Frage beim Kauf neuer Hardware ist die, ob das Objekt der Begierde auch von Linux unterstützt wird. Hier sind die meisten auf Erfahrungsberichte von Linuxnutzern aus dem Internet oder auf die Hardwarekompatibilitätslisten verschiedener Linuxdistributionen angewiesen. Eine weitere Möglichkeit ist es, Hardware mittels einer Live-CD auf Linuxtauglichkeit zu testen.

Hardware

Das Aspire 2920-3A2G32M von Acer zählt mit seinen 12,1 Zoll und knappen 2 Kilo Gewicht zu den Subnotebooks, spart dabei aber nicht an Ausstattung, was ganz nebenbei erklärt, warum es so dick ist. Es besitzt einen Intel Dual Core T5450 mit je 1,66 GHz, 2 GB Arbeitsspeicher, eine HDA 82801H-On-Board-Sound, hinter dem sich ein Realtek ALC268-Chip verbirgt und eine Intel GM965-Grafikkarte. Da die Karte direkt in das Mainboard integriert ist, kann sie nicht so viel leisten, weshalb das Notebook eher nichts für Fans von 3-D-Spielen ist. Der WLAN-Chip PRO/Wireless 4965 AG ist ebenfalls von Intel, die Netzwerkkarte ist eine BCM5787M von Broadcom. Die SATA-Festplatte hat großzügige 290 GB. Das Display zeigt 1280×800 Pixel und ist nicht entspiegelt; Ausleuchtung, Brillanz und Helligkeit sind aber gut. Das Gehäuse ist komplett aus Plastik und im Gemstone-Design, weshalb helles Grau und viele runde Formen das Aussehen bestimmen. Außerdem gehören noch ein nicht gerade leiser DVD-Brenner, ein 5-in-1-Kartenleser und eine Webcam zur Ausstattung. Der Preis des Notebooks liegt zwischen 700 und 800 Euro, doch dafür bekommt man ein flottes Arbeitstier, das beim normalen Betrieb auf der Unterseite nur handwarm wird und einen leisen Lüfter hat. Der Akku hält im Normalbetrieb etwa 2 Stunden durch, dabei verbraucht das Notebook etwa 18 bis 20 W. Mit Stromsparmaßnahmen wie WLAN ausschalten, Helligkeit herunterregeln und Powertop kann man ca. 2 bis 3 W einsparen und der Rechner läuft etwas länger. Die integrierten Lautsprecher klingen leider wie ein Küchenradio, dafür bringt aber der analoge Kopfhöreranschluss einen hervorragenden Sound, mit dem Musik hören wirklich Spaß macht.

Ausführlicher Test mit Ubuntu

Beim ersten Test mit der Live-CD von Ubuntu 8.04 ,,Hardy Heron“ merkt man, dass die meiste Hardware vom 2.6.24er-Kernel unterstützt wird. Netzwerkkarte und WLAN werden gleich erkannt, das Display zeigt die richtige Auflösung an und Compiz wird standardmäßig aktiviert. Sound klappt ohne Probleme. Mit dem Lautstärkeregler (das Rädchen neben den Buchsen für Lautsprecher und Mikrofon) kann man ihn lauter und leiser stellen. In der Standardeinstellung von ALSA ist der Sound ein bisschen zu leise, mit dem Befehl alsamixer im Terminal kann man die einzelnen Kanäle weiter aufdrehen. Um die Boxen stumm zu schalten, wenn man einen Kopfhörer anschließt, muss man nach der Installation die Datei /etc/modprobe.d/alsa-base um folgende Zeile ergänzen:

options snd-hda-intel model=acer

Bluetooth kann man über die entsprechende Schnellstarttaste ein- und ausschalten und auch die anderen Schnellstarttasten funktionieren ebenso einwandfrei wie die Funktionstasten. Der Ruhezustand macht eigentlich keine Probleme, außer dass der Sound nach dem Aufwachen weg ist. Aber da kann man nach der Installation etwas machen (siehe Artikel ,,Das stille Erwachen“, freiesMagazin 06/2008 (Link)). Das Touchpad inklusive Scrollen funktioniert ebenfalls einwandfrei, es lässt sich sogar per Fn + F7 ein- und ausschalten, falls man mal nur eine USB-Maus benutzen möchte. Die Crystal-Eye-Webcam liefert ein etwas grünstichiges Bild.

Das integrierte Mikrofon läuft nicht auf Anhieb, dazu muss man zuerst das Paket module-assistant installieren und dann das ALSA-Modul neu kompilieren und wieder laden:

m-a update
m-a prepare
m-a a-i alsa
alsa force-unload
depmod -ae
modprobe snd-hda-intel

Der S-Video-Ausgang funktioniert gar nicht, der VGA-Ausgang dagegen schon. Mit Suspend gibt es auch Probleme: Das Notebook legt sich zwar schlafen, wacht aber nicht wieder auf. Das Problem hat man auch bei anderen auf Debian basierenden Distributionen, wie der Sidux-Live-CD, während sich das Notebook bei openSUSE gar nicht erst schlafen legt, sondern den Vorgang mit einer Fehlermeldung abbricht. Wenn man aber das Programm Hibernate installiert hat, kann man das Notebook mit dem Befehl

hibernate-ram

ganz normal in den Suspend schicken und wieder aufwachen lassen.

Die WLAN-LED leuchtet unter Ubuntu 8.04 erst in einem zarten Orange, nachdem man die Backport-Module linux-backports-modules-hardy von Hardy installiert hat und anschließend das WLAN-Modul ent- und wieder geladen hat:

rmmod iwl4965
modprobe iwl4965

Kurztests mit anderen Distributionen

Welche Distribution man verwendet, ist normalerweise Geschmackssache. Beim Tauglichkeitstest mit Live-CDs von Linux-Distributionen und OpenSolaris ergibt sich daher folgendes Bild:

OpenSolaris
LAN Funktioniert nicht, da OpenSolaris keinen Treiber für die Netzwerkkarte BCM5787M dabei hat. Den erhält man von Broadcom (Link).
WLAN Funktioniert auf Anhieb, auch WPA-PSK.
Grafik Funktioniert, richtige Auflösung wird angezeigt. Compiz stürzt aber ab.
Sound Funktioniert nicht. Dazu muss man das Open Sound System (OSS) mit dem richtigen Treiber installieren (Link).
Bemerkungen ACPI funktioniert nicht, damit auch kein Suspend und kein Ruhezustand. Das Touchpad wird zwar erkannt, aber scrollen kann man damit nicht.
sidux 2008-2
LAN Funktioniert ohne besonderes Zutun.
WLAN Karte wird erkannt, es lässt sich aber ohne Firmware keine Verbindung herstellen.
Grafik Funktioniert ohne besonderes Zutun.
Sound Funktioniert ohne besonderes Zutun.
Bemerkungen Firmware der WLAN-Karte (firmware-iwlwifi aus non-free) muss noch installiert werden.
Mandriva One 2008.1, openSUSE 11.0, Fedora 9
LAN Funktioniert ohne besonderes Zutun.
WLAN Funktioniert, WPA-PSK lässt sich einrichten.
Grafik Funktioniert ohne besonderes Zutun.
Sound Funktioniert ohne besonderes Zutun.
Bemerkungen Gute Unterstützung der Hardware.

Fazit

Das Acer Aspire 2920 ist linuxtauglich und mit Einschränkungen kann man sogar OpenSolaris darauf installieren. Sieht man mal von den Problemen mit Suspend und S-Video-Out ab, dann ist die Hardware mit ein bisschen Nacharbeit voll einsetzbar.

Geschrieben in freiesMagazin