Auf alten Pfaden und neuen Wegen – Teil 4
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Alles Leben ist Problemlösen heißt ein Buch des Philosophens Karl Raimund Popper, dabei hat er GNU/Linux noch nicht mal gekannt. Denn nach der Installation des Grundsystems und des Fenstermanagers gehen die Probleme meist so richtig los. In vielen Fällen heißen sie Sound und Video.
Video
Am besten fange ich mit dem Problem der Bildschirmdarstellung an, damit man auf dem Monitor auch etwas sieht, wenn man sich den anderen Problemen widmet. Es kann nämlich vorkommen, dass die Auflösung des Bildschirms nach dem Start mehr als merkwürdig aussieht, weil sie beispielsweise zu niedrig eingestellt ist. Das ist eigentlich das Hauptproblem, denn dass ein Monitor oder eine Grafikkarte gar nicht erkannt wird, kommt eher selten vor. Damit man arbeiten kann, obwohl man unter X nichts erkennt, wechselt man gleich in eine Konsole, indem man STRG, ALT und F1 gleichzeitig drückt. In diese Konsole muss man sich nochmals einloggen.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten die Auflösung zu ändern. Beide haben allerdings damit zu tun, dass die Datei /etc/X11/xorg.conf bearbeitet wird. Der Name des Monitors steht am Gerät, die Grafikkarte ermittelt man mit folgendem Befehl:
lspci | grep VGA
Bei Notebooks kann man auch nach dem Modell suchen. Die beiden wichtigen Zeilen für die Auflösung in der Datei „xorg.conf“ sind die, die mit HorizSync und VertRefresh in der Sektion „Monitor“ beginnen. Ersteres gibt die Bandbreite der Horizontalfrequenz in Kilohertz an, letzteres listet die vom Monitor unterstützten vertikalen Bildwiederholfrequenzen in Hertz auf. Beide Werte werden vom Xserver, der ist für die Steuerung der Ein- und Ausgabegeräte wie Maus, Tastatur, Bildschirm und Grafikkarte zuständig, als Richtlinien verwendet. Der nächste für uns wichtige Eintrag ist die Zeile, die mit „Driver“ anfängt. Sie steht in der Sektion „Device“. Für die meisten Grafikkarten sollte der Open Source-Treiber „vesa“ funktionieren. Ansonsten trägt man den Treiber der eigenen Grafikkarte ein, zum Beispiel „nv“ bei NVIDIA oder „ati“ bei Grafikkarten von ATI. Außerdem könnte der Eintrag „DefaultDepth“ noch interessant werden, wo die Standard-Farbtiefe in Bits angegeben wird. Viele ältere Grafikkarten, wie die im Tecra 8000, schaffen nämlich nur eine Farbtiefe von 16 Bits.
Wenn man die passenden Einstellungen im Web mit Hilfe von Suchmaschinen und Foren gefunden hat, kann man die Datei xorg.conf in einem Editor ändern. Nach den Änderungen wird der Xserver neu gestartet, indem man die Tasten STRG, ALT + Backspace gemeinsam drückt. Um auf Nummer sicher zu gehen sollte man vor den Änderungen eine Sicherheitskopie der Datei anlegen. Dazu startet man ein Terminal mit Root-Rechten und tippt folgendes:
cp /etc/X11/xorg.conf /etc/X11/xorg.conf.bak
Falls dann etwas schief geht, kann man die Datei „xorg.conf.bak“ als „xorg.conf“ zurück kopieren. Für den Tecra 8000 ändert man beispielsweise folgende Werte in der „xorg.conf“, die Änderungen sind dabei fett markiert:
Section "Monitor" Identifier "Standardbildschirm" Option "DPMS" HorizSync 36-52 VertRefresh 36-60 EndSection [...] Section "Device" Identifier "NeoMagic Corporation NM2200 [MagicGraph 256AV]" BusID "PCI:1:0:0" Driver "neomagic" EndSection [...] Section "Screen" Identifier "Default Screen" Device "NeoMagic Corporation NM2200 [MagicGraph 256AV]" Monitor "Standardbildschirm" DefaultDepth 16 [...] EndSection
Aber obacht: Falsche Angaben bei den Frequenzwerten können den Monitor zerstören. Vor der manuellen Änderung sollte man unbedingt in das Monitor-Handbuch schauen, sofern noch eins vorhanden ist. Ansonsten muss man auf die Leute im Web vertrauen, die meinen, sie hätten die richtigen Werte für den Bildschirm herausgepuzzlet.
Anstatt die Datei „xorg.conf“ mit einem Editor zu bearbeiten, kann man den Xserver in Debian auch mit dem Befehl
dpkg-reconfigure xserver-xorg
konfigurieren. Danach wird man schrittweise durch die Konfiguration geführt, bei der man an den entscheidenden Stellen eingreifen muss, um die richtigen Werte einzugeben. Wo man sich nicht sicher ist, sollte man die Voreinstellung mit „Enter“ bestätigen. Beim Tecra 8000 kann man im Fenster „X-Server-Treiber“ anstatt „vesa“ den Originaltreiber „neomagic“ auswählen:
Im Fenster „X.Org-Server-Module, die Standardmäßig geladen werden sollen“, kann man schonmal ein Sternchen beim Modul „dbe“ setzen. Das könnte später wichtig werden, wenn man Conky als Systemmonitor einsetzen möchte.
In den Fenstern zum Bereich der horizontalen und vertikalen Wiederholfrequenz des Monitors trägt man für den Tecra 8000 dann „36-52“ bzw. „36-60“ ein, und bei der gewünschten Standardfarbtiefe nimmt man 16 Bits.
Wenn die Konfiguration abgeschlossen ist, wird der Xserver mit der Tastenkombination STRG, ALT und Backspace neu gestartet. Jetzt bleibt einem nur noch die Hoffnung, dass man alles richtig gemacht hat, und der Desktop in einer besseren Auflösung erscheint. Wenn nicht, sollte man die Sicherungskopie der „xorg.conf“ wieder zurückschreiben, oder dpkg-reconfigure xserver-xorg
nocheinmal durchlaufen lassen und alle Standardeinstellungen mit „Enter“ bestätigen.
Geschrieben in Gnu/Linux