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Kopieren als Kulturtechnik

Auf alten Pfaden und neuen Wegen – Teil 3

6. Januar 2008 von Christian Imhorst

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Ein System ohne grafische Benutzeroberfläche zu betreiben hieße, sich selbst zu geißeln. Falls man auf diese Weise keine Buße tun und sich von begangenen Sünden reinigen will, bleibt hier nun der Pfad aus der Dunkelheit der Konsole ins Licht des Fenstermanagers. Schließlich will ich nicht nur auf die Kommandozeile angewiesen sein müssen. Ich möchte mich frei zwischen grafischer Oberfläche und Konsole entscheiden können. Dafür gibt es Terminal-Programme wie XTerm. Mit ihnen kann man aus der GUI (Graphical User Interface, englisch für grafische Benutzeroberfläche) heraus auf die Kommandozeile zugreifen.
Als Grundlage für den Fenstermanager, hier werde ich später Fluxbox verwenden, dient das X Window System. Das ist im Prinzip schon recht alt, da es bereits 1984 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) für Unix-Maschinen entwickelt wurde. Allerdings wurde X Window unter Unix immer recht stiefmütterlich behandelt, da das Betriebssystem auf teuren Großrechnern lief und weniger auf Heim-PCs. Die Verbreitung von Unix-artigen Betriebssystemen auf einfachen PCs hat sich erst in den 1990er Jahren durch Gnu/Linux und durch die 386BSDs geändert.
Die wichtigsten Merkmale des X Window Systems, das auch kurz und knapp einfach nur X genannt wird, sind:

  • Es ist netzwerkfähig, d.h. Maus und Tastatur müssen gar nicht am Rechner vorhanden sein. Es reicht aus, irgendwo im Netzwerk einen Computer mit diesen Geräten zu haben.
  • X arbeitet mit austauschbaren Fenstermanagern und Desktops. Es ist also egal, ob man Fluxbox, IceWM, Gnome oder KDE verwendet. Der Fenstermanager steuert dabei das Verhalten des X Window Systems. Er zeichnet die Rahmen und ist für das Positionieren der Fenster verantwortlich.
  • Man kann zwischen mehreren Arbeitsflächen wechseln.

Umsteiger von Microsoft Windows sollten übrigens darauf achten, dass sie in Foren nicht von X Windows sprechen, weil sich sonst andere Forenteilnehmer ganz schnell über sie lustig machen werden. Bei X ist und bleibt das Window im Singular.
Aber kommen wir zur lang angekündigten Installationsorgie. Dafür wird man zuerst mit dem Befehl su und dem Root-Passwort zum Superuser und gibt folgendes in der Kommandozeile ein:

aptitude install x-window-system-core xterm fluxbox rox-filer dillo

Dabei ist x-window-system-core ein sogenanntes Metapaket. In solchen Metapaketen werden nur die notwendig zu installierenden Pakete beschrieben, enthalten selber aber keine Programme. Wenn man möchte, kann man sie nach der Installation gefahrlos entfernen. Für die Installation einer grafischen Oberfläche stellt Debian zwei Metapakete bereit. Einmal das x-window-system-core und das andere ist x-window-system. Das umfangreichere x-window-system unterscheidet sich vom Core-Paket dadurch, dass TWM als Fenstermanager und einige nützliche Tools wie XTerm installiert werden. Da ich mich für Fluxbox als Fenstermanager entschieden habe, brauche ich nur die Core-Pakete und installiere XTerm manuell. Dann folgen noch das Programm ROX-Filer als Dateimanager und Dillo als kleiner und schlanker Browser.
Nach der Installation wechselt man mit su $USER, wobei $USER für den eigenen Benutzernamen steht, zurück in das Benutzerkonto und startet die GUI mit

startx

Jetzt wird Fluxbox geladen. Mit einem Rechtklick gelangt man ins Menü, wo man unter „Styles“ gleich das Aussehen verändern kann. Bislang installierte Software findet man unter „Anwendungen“ und XTerm verbirgt sich hinter „X-Shells“.

Fluxbox

Damit man nicht ständig den Befehl startx eingeben muss, um Fluxbox nach dem Einloggen zu starten, kann man ihn in die Datei .bash_profile eintragen. Falls man gerade zu faul ist, einen Texteditor zu öffnen, reicht eine Zeile in XTerm aus, um den Befehl ans Ende der Datei .bash_profile anzufügen:

echo 'startx' >> ~/.bash_profile

Um den Rechner wieder herunterzufahren, muss man zur Zeit noch als Root den Befehl halt oder reboot zum Neustart eingeben. Später machen wir dass dann über Fluxbox. Aber das konfigurieren wir dann ein anderes Mal.

Geschrieben in Gnu/Linux